Nun ja … da ich ja sonst nichts zu tun und schon gar nichts zum anziehen habe *hüstel* … hier mal mein neustes Projekt:
(Bildquelle: Ausschnitt aus einer doppelseitigen Miniatur aus der Bamberger Apokalypse: links thronender Herrscher mit Aposteln und Personifikationen der untertänigen Völker, rechts Triumph der Tugenden über die Laster. Reichenau, um 1010 (Msc.Bibl.140, fol. 59v/60r / </em>http://www.staatsbibliothek-bamberg.de/index.php?id=1491)
Was ottonisches wollte ich schon immer mal machen und den Stoff hatte ich schon lange in der Truhe liegen (war mal so ein Kurzschluss-Kauf: gesehen und festgestellt: Muss ich haben. Ich weiß zwar noch nicht was daraus werden soll, aber muss ich haben) und da dieser ein wenig zu edel war um ein Alltagskleid daraus zu machen und es außerdem ein Diamantköper-Wolle-Seide-Mix ist, bleibt ja eigentlich nur was prunkvolles. Und DAS Kleid ist mir eben mal aufgefallen. Also … denn mal los.
Naja, bis zu dem Punkt sind mal eben anderthalb Jahre vergangen. Jetzt (Dez 2013) hab ich endlich mal angefangen.
Natürlich gibts immer eine lange Liste von Fragen und Überlegungen vorher:
Warum ausgerechnet das Kleid? Naja, Warum? Es gefällt mir und was ottonisches wollt ich schon immer mal haben. Allein um damit auf der Burg mal wieder eine ottonische Komplet in der Kapelle singen zu können *gnihihi*. Naja, und der Stoff ist blau und das Kleid auf der Abbildung ist blau. So’n Schleier hab ich auch. Also … passt doch 🙂
Die zweite Frage war, wie denn der Schnitt des Kleides ist … eigentlich sehen die Kleider in der Zeit noch auf vielen Abbildungen schmal geschnitten aus. Hier nicht. Deshalb hab ich das Kleid nach dem üblichen Schnitt für eine Kotte zugeschnitten. Mit geraden, weiten Ärmeln, die bis zum Ellenbogen reichen und mit Keilen an den Seiten des Kleides. Der besseren Passform zuliebe hab ich die Keile bereits unter den Armen beginnen lassen, das sieht bei meiner Figur einfach besser aus.
Und da war noch die Frage nach dem Saum. Einige interpretieren hier einen schrägen Saum. Ich sehe das nicht so … ich denke, hier ist das Kleid nur hochgeschürzt, was man am Faltenwurf ja deutlich sehen kann. Allerdings … wie zum Henker schürzt sie das Kleid, wenn sie ja offensichtlich keinen Gürtel trägt? Oder sieht man den nur nicht? Hmmmm … ich mache es jedenfalls nicht mit schrägem Saum und schau dann mal, wenn es fertig ist, wie es fällt. Notfalls mache ich mir eben einen schmalen Gürtel aus blauer Seide … kammgewebt. Mal sehen.
Die nächste Frage ist, wie genau die Stickereien aussehen. Gestickte Linien und Kreise? Eine Borte? Ein Besatz? Wenn man das Bild vergrößert kann man Linien und Kreise (Punkte?) erkennen. Für mich sieht es nicht nach Borte und auch nicht unbedingt nach Besatz aus. Also werde ich das Muster direkt auf den Stoff sticken. Ich habe mich für jeweils 4 Linien entschieden, wobei immer zwei dicht aneinander gestickt werden. Dazwischen kommen dann die Punkte. Gestickt wird im Stielstich mit weißem, gezwirntem Seidengarn. Den Halsausschnitt sieht man nicht, den interpretiere ich für mich ganz frei und sticke auch dort die Linien … allerdings werden die Kreise hier durch Knochenperlen ersetzt. Mein frei interpretierter Luxus *grins*
Ganz sicher bin ich mir noch nicht mit dem Muster auf dem Bild, welches in Höhe der Oberschenkel ist. Hier scheint sich das Muster zu wiederholen, allerdings fehlt die Zeichnung in der Mitte des Kleides. Ich gehe davon aus, dass sie einmal um das komplette Kleid geht, hier nur nicht dargestellt ist. Hier grübele ich noch ob ich das mit dazu sticke. Ich denke aber schon.
Nun ja … bis jetzt ist das Kleid fertig genäht und versäubert. das hatte ich gestern geschafft. Dank einiger Literaturwissenschaftlicher Ringvorlesungen im Internet *grins*. Und gestern Abend vor dem Fernseher hab ich dann mit den ersten Linien angefangen. Bis gespannt wie lange es dauert.