Ein Schild aus Hartholz, 5 Schichten dickes Leinen, Hasenleim, einen Babyflaschenwärmer vom Flohmarkt, mehrere Lederriemen, mehrere Nägel, einen großen Topf voll Gesso, Pigmente und ein gefühlte hundert Ideen, welches Motiv denn auf die Pavese gemalt werden soll.
So … eine Weile hat es je gedauert, bis wir uns auch erstmal für ein Motiv entschieden haben. Welche Barbara soll auf die Vorderseite? Soll überhaupt eine Barbara da rauf? Oder ein Wappen? Oder nur eine Ranke? Oder nur einfarbig? Oder in der Mitte zweigeteilt und zwei Motive? Aaaarrrgggg …
Okay, ein Rand mit einer Ranke. Den hab ich dann an einem Samstag nachmittag schon mal mit Bleistift draufgemalt. Sollte sich jetzt daran doch noch was ändern muss ich neu grundieren.
Bleibt noch die Wahl der Barbara und der Farben. Also habe ich A4 Blätter mit der Ranke bemalt, verschiedene Barbaras in passender Größe ausgedruckt und ausgeschnitten und mit Buntstiften den Rand und die Ranke in verschiedenen Farbversionen ausgemalt. Dann die Barbaras abwechseln reingelegt. Welches sah nun am besten aus? Schwarz mit rot? Gelb mit Grün? Schwarz mit gelb? Na super …
Nächste Idee also, da wir uns dann endlich endgültig für eine Barbara entschieden hatten, die erstmal auf die Vorderseite zu malen und dann anhand der Farbwirkung zu sehen, wie der Rand am besten wirkt. Also habe ich an einem Freitag Abend die Barbara auf die Pavese gemalt.
Und am Tag danach, dann mit Melanies Hilfe und Malproben auf Papier die Entscheidung gefällt. Es wird ein rotes Kleid, ein weißer Mantel, ein roter Rand und eine grüne Ranke. So! Das sieht auf dem Papier total schön und stimmig aus. Endlich!
Am Tag danach beginne ich mit der ersten Farbschicht, einer dünnen Ei-Tempera-Farbschicht, die ich lasierend auftrage. Dabei bin ich ziemlich motiviert, da es sich, trotz der etwas rauen Oberfläche (durch das Leinen) sehr gut malt. Bis … ja bis ich das Rot für das Kleid anmischen will. Ich habe mit dem Pigment schon gemalt – da hatte ich es aber nur mit Gummi-Arabicum angemischt. damit ließ es sich hervorragend verarbeiten. Mit der Ei-Öl-Wasser-Mischung hingegen verbindet es sich überhaupt nicht. Ich versuche es in einer flachen Schale, in einem hohen Becher, auf der Mischpalette … probiere die Farbe mit einem Holzstäbchen, mit einem Pinsel, mit einem Teelöffel in die Flüssigkeit zu rühren … nichts. Es setzt sich immer wieder Pulver ab. Hmpf … also muss ich hier das Pigment noch mehr einsumpfen lassen. Bis morgen abend mindestens (eher komme ich nicht zum Malen) und hoffen, dass es dann funktioniert. Also mache ich jetzt erstmal mit dem Mantel und dem Hintergrund weiter.
Erkenntnis des Tages: Pigmente verhalten sich alle unterschiedlich, bordeuxrot ist farbecht und sieht auf den Händen aus wie eine gefährliche Krankheit, langhaarige sollten sich den Zopf hochbinden, sonst hängt das Zopfende auch mal in der angerührten Farbe und Pinsel auswaschen im Kaffeebecher ist auch doof … 😀
So, ein paar Wochen später. Der erste Voranstrich der Barbara ist fertig und trocken. Wir haben noch einmal Pigmente gekauft – grüne Erde für die Ranke und zwei verschiedene Rottöne für den Rand. Der erste Anstrich der Ranke ist dann auch schnell fertig und sieht schon mal gut aus.
An einem weiteren, verregneten Wochenende fange ich dann an, den roten Rand zu bemalen. Dazu mische ich verschiedene rote Pigmente, da der AzoFarbstoff zu kräftig, die rote Erde aber zu braun ist. Fertig gemischt ist es ein dunkles Rot, welches erstaunlich gut zur grünen Ranke passt. Da auch hier der erste Farbanstrich dünn und lasierend ist, komme ich gut voran und am Abend ist der Rand komplett fertig und trocknet bis zum Morgen.
Von einer Bekannten und Fachfrau für das Thema erfahren wir dann, dann Azofarbstoffe komplett modern und synthetisch sind … nun ja, das ist jetzt zu spät und eigentlich auch nicht schlimm. Das Ergebnis ist es was zählt. Für das nächste Projekt werden wir uns aber ganz nach ihren Tipps und Ratschlägen (herzlichen Dank dafür!) richten, denn nicht nur mit den Farben selbst sondern auch mit der Vorbearbeitung des Hintergrundes hätten wir einiges anders machen können/sollen. Ich hoffe, die Farbe auf unserer Pavese hält trotzdem. Und falls nicht, habe ich kein Problem damit, sie an die Wand im Ambientezimmer zu hängen und eine neue, dieses Mal ganz wissenschaftlich, zu machen 🙂
Am nächsten Tag wird die rote Farbe mit etwas Leinöl und noch ein bisschen Eigelb fetter gemacht und der Anstrich wiederholt.
Sonntag abend und vier (!) Anstriche des weinroten Randes weiter. Die Farbe ist wunderschön und vermalt sich wirklich gut. Sie trocknet auch super. Und … genau *das* ist das Problem. Sie trocknet schnell, die Oberfläche fühlt sich dann merkwürdig pudrig an. Und färbt dann ab. Das war bei all den anderen Farben, die schon drauf sind nicht. Hmpf. Also, noch etwas Eigelb und Leinöl dazu, noch ein bisschen Farbe dazu und weiter gehts. Noch ein Anstrich. Der fühlt sich schon fettiger an, sieht auch fettiger aus. Mal sehen, wie es morgen aussieht. Dann frage ich die liebe Bekannte … sie sagt, dass zuwenig Bindemittel in der Farbe ist. Mit Leinöl drüberstreichen, so lange bis es nicht mehr aufgesaugt wird, kann helfen. Puha … vielen Dank! Es ist so toll, wenn man Leute kennt, die mit Fachwissen statt mit nur Enthusiasmus da ran gehen. Ich lasse jetzt die Farbe auf der Vorderseite erstmal trocknen und schaue wie es morgen aussieht. Dann muss die Rückseite ja auch noch mal gestrichen werden.
So, es ist wieder Wochenende und ich habe jetzt den roten Rand und die gesamte Rückseite einmal vorsichtig mit Leinölfirnis bestrichen. Das trocknet jetzt vor sich hin. Die Stellen, die schon trocken sind, fühlen sich nicht mehr pudrig an und färben wohl auch nicht mehr ab. Ich hoffe, das Abfärbeproblem hat sich damit erst mal erledigt. Ich möchte doch endlich mit dem Motiv in der Mitte weiter kommen.
So, inzwischen ist Frühling, ich habe lange nichts geschrieben. Und auch lange nichts an der Pavese getan. Erstens musste sie trocknen, siehe den Absatz weiter oben, und zweitens fehlte es mir ein wenig an Motivation und Kreativität. Ich habe aber die Details der Barbara zwischendurch fertig gestellt und einen schmalen, hellen Rand um die grüne Ranke gezogen.
Und, der elendige rote Farbstoff färbt jetzt nicht mehr ab, es sind aber noch immer feuchte, klebrige Stellen auf der Rückseite. Außerdem hat das Öl leichte Wellen und Blasen an manchen Stellen gebildet. Da muss ich mal sehen, wie ich damit umgehe. Testweise hab ich heute mal begonnen, einen schwarzen Randstreifen auf der Rückseite zu malen. Mal sehen ob es hält (ich habe Bedenken, der Untergrund ist jetzt zu fett …) und keine Blasen wirft oder so. Eigentlich sollte ein Spruch in den Rand. Wir überlegen noch welchen. erste Idee: Ergo bibamus … 🙂
Jetzt steht Babsi erstmal auf dem Balkon in der Sonne und trocknet vor sich hin.
Einige Tage später habe ich den schwarzen Randstreifen auf der Rückseite weiter malen können. Er färbt nicht ab und die Farbe hält auch auf der roten Untergrundfarbe. Gut soweit. Jetzt muss noch eine oder zwei Schichten rot auf den Rest der Rückseite – ich hoffe, damit verschwinden auch die Bläschen. Dann noch ein paar Fehler ausbessern und wenn schwarz und rot trocken sind, kann ich das Motiv und den Schriftzug malen.
Bis jetzt sieht das aber gut aus.
Das Motiv und der Schriftzug sind gemalt, die Farbe hat gehalten, es gibt auch keine Bläschen mehr. Ich habe Dammarfirniss gekauft zum versiegeln. Obwohl Dammar nicht authentisch ist – aber es soll schneller trocknen. Nachdem der Schriftzug trocken ist und offensichtlich nicht abblättert fange ich an, schon mal vorsichtig die Firniss aufzutragen. Trocknen lassen, nächster Abschnitt, wieder trocknen lassen – bis schließlich auf Vorder- und die Rückseite eine relativ dünne Firnisschicht aufgetragen ist. Nun muss das trocknen – bis Anfang August soll es trocken sein, da die Pavese dann auf eine Veranstaltung mit soll. Schauen wir mal.
Einige Wochen später – Ende Juli. Die Pavese steht mal im Zimmer, mal auf dem Balkon. Es fühlt sich nicht mehr klebrig an, nur noch einige Stellen ein bisschen. Die Firniss hat keine Blasen gebildet, keine Farbe ist abgeblättert. Hmmm … gut!
So! Geschafft! Fast. Oder … nee, doch, geschafft! Babsi hat ihren ersten Einsatz gut überstanden. Die Firniss ist, bis auf kleine Stellen, trocken. Allerdings hat der obere Rand nach Reibung am Gambeson etwas abgefärbt – rot. Nicht sehr aber immerhin. Am Schild selbst sieht man nichts, nur eben am Leinen des Gambesons. Das beruhigt mich. Jetzt werde ich nach der letzten Veranstaltung im September noch eine Schicht Firniss auftragen, die den ganzen Winter trocknen kann. Und dann …. ja was dann?
Dann könnte man ja die nächste Pavese bemalen 😉